Zum Bauernlexikon
Mist entsteht bei der Tierhaltung in Ställen. Er ist im Wesentlichen ein Gemisch aus Tierkot und Einstreu (z. B. Stroh, Sägespäne). Die Einstreu bedeckt den Stallboden und saugt einen Teil der flüssigen Ausscheidungen auf. Der Mist wird am Misthaufen weiterbehandelt und dann auf Äcker, Wiesen und Beete ausgebracht. Dort dient er als organischer Dünger. Mist war über Jahrhunderte der traditionelle, klassische Dünger auf Bauernhöfen. Heutzutage wird aus Mist manchmal auch Energie erzeugt (in Biogasanlagen).

Allgemein

Mist, Jauche, Gülle

Mist ist vergleichsweise fest bzw. trocken, da Urin möglichst abgeleitet wird und die Einstreu Restfeuchtigkeit aufsaugt.

Vom Mist zu unterscheiden sind:

  • Gülle:
    Gemisch aus tierischem Kot und Urin, aber ohne nennenswerte Einstreu. Gülle ist daher flüssiger als Mist.
  • Jauche:
    Besteht v. a. aus Harn, aber nur aus wenig Kot bzw. Einstreu. Daher ist Jauche noch flüssiger als Gülle.

Auch Gülle und Jauche werden gesammelt und als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Beide wirken als rasche „Nährstofflieferanten“, Mist dagegen liefert langfristiger Nährstoffe nach.

Image
Misthaufen (Stallmist) auf einer Wiese

Fakten

Misthaufen: Ort der Nährstoffumwandlung

Können Stroh oder Holzspäne am Stallboden keinen Kot und Urin mehr aufnehmen, wird ausgemistet: Die gesättigte Einstreu sowie die Ausscheidungen kommen als Mist auf den Misthaufen. Dieser liegt üblicherweise auf einem wasserundurchlässigen Untergrund. Damit soll verhindert werden, dass Nährstoffe – und Medikamente aus Tierhaltung – in Gewässern landen. Die flüssigen Bestandteile fließen vom Misthaufen ab und werden in einer Jauchegrube gesammelt.

Am Misthaufen gärt bzw. verrottet der Stallmist langsam. Dabei werden die tierischen Ausscheidungen von Mikroorganismen (z. B. Bakterien) in eine mineralische Form umwandelt – ähnlich wie im Komposthaufen in unserem Garten. Das kann bis zu einem Jahr dauern. Danach können die Nährstoffe aus dem Stallmist von den Pflanzen besser aufgenommen werden. Zudem werden beim Umwandlungsprozesses Krankheitserreger größtenteils abgebaut. Die Endqualität des Mistes hängt u. a. ab von der Tierart, dem Alter der Tiere, dem Futter, eventuellen Medikamentengaben, der Einstreu, sowie von Umwandlungszeit und Aufbereitung am Misthaufen.

Mist als Dünger

Wer erntet, entnimmt Äckern und Wiesen jene Nährstoffe, die in den Nutzpflanzen gespeichert sind. Anschließend muss man wieder Nährstoffe zuführen, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind (v. a. Stickstoff). Deshalb düngen die LandwirtInnen ihre Wiesen und Felder, z. B. mit Mist. Zudem verbessert Mist die Bodenstruktur: Er lockert den Boden auf, durchlüftet ihn und sorgt dafür, dass der Boden besser Wasser speichern kann.

Anders als oft angenommen, brauchen Pflanzen den Dünger nicht direkt, sondern zuerst die Lebewesen im Boden. Letztere können Nährstoffe langfristig speichern (z. B. in Humus). Zudem bereiten die Bodenlebewesen die Nährstoffe für die Pflanzen „mundgerecht“ auf, sodass letztere sie über die Wurzeln aufnehmen können. Die Pflanzen „bedanken“ sich im Gegenzug mit nahrhaften Wurzelausscheidungen, die weitere Bodenlebewesen anlocken. Ein gesunder Boden mit vielfältigen Lebewesen darin gewährleistet also eine gute und konstante Nährstoffversorgung für die Pflanzen.

Nährstoffkreislauf

Die Ausscheidungen der Bauernhoftiere sind also kein Abfall, sondern Teil eines Kreislaufs: Der Stallmist düngt Weiden und Wiesen. Mithilfe der zugeführten Nährstoffe wächst Futter heran (z. B. Gras). Dieses wird von Tieren gefressen, verwertet und wieder zu Ausscheidungen (= Dünger) umwandelt. Der Nährstoffkreislauf am Bauernhof hat sich damit geschlossen.

Bedeutungsverlust

Früher war bei jedem Bauernhof ein Misthaufen zu finden, als Dünger diente fast ausschließlich Mist oder Kompost. Heute sucht man Misthaufen bei vielen Bauernhöfen vergeblich. Das hat mehrere Gründe:

  • Spezialisierung in der Landwirtschaft:
    Viele Bäuerinnen und Bauern betreiben nur mehr Ackerbau („Körndlbauern“). Wer keine Tiere mehr hat, verfügt auch über keinen Dünger aus dem Stall. Diese Bauern müssen Mist oder Gülle von Viehbauern („Hörndlbauern“) zukaufen – oder teuren Kunstdünger.
  • Verwendung von Gülle: Wegen großer Viehbestände in der Massentierhaltung fällt viel Gülle an. Würde man sie nicht als Dünger verwenden, hätte man für die Gülle keine Verwendung. Zudem ist das Auffangen ablaufender Gülle weniger arbeitsintensiv als das Ausmisten – insbesondere, wenn die Tiere z. B. auf nacktem Betonboden im Stall stehen.
  • Zukauf von Mineraldünger:
    Durch Zukauf von Mineraldünger (= Kunstdünger) wird der oben geschilderte Nährstoffkreislauf durchbrochen.

Aus den genannten Gründen haben Jauche, Gülle und Kunstdünger heutzutage den Mist als Hauptdünger in der Landwirtschaft abgelöst. Allerdings können sie allesamt negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, z. B. wenn zu viel oder zum falschen Zeitpunkt gedüngt wird.

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