Allgemein
Im österreichischen Alpenraum ist es für Landwirte und Landwirtinnen äußerst schwierig, einen Hof im Vollerwerb zu führen. Viele der Bauern und Bäuerinnen sind daher „Nebenerwerbsbauern und -bäuerinnen“ und gehen noch einem weiteren Beruf nach, der aber auch oft mit langen Pendelwegen verbunden ist. Der Tourismus bietet die Möglichkeit, quasi zu Hause zu arbeiten, was sich insbesondere mit der Kinderbetreuung leichter vereinbaren lässt.
„Urlaub am Bauernhof“ ist ein Konzept, das einerseits die Privatzimmervermietung auf Bauernhöfen durch ein gezieltes Marketingkonzept erleichtert und andererseits, den Bauern, die Bäuerin zu „Botschaftern und Botschafterinnen“ der österreichischen Landwirtschaft werden lässt. Die Gäste, vielfach aus der Stadt, erleben die Herstellung gesunder Lebensmittel und den Umgang mit den Tieren hautnah mit und bekommen eine Vorstellung davon, was es bedeutet, im Wechsel der Jahreszeiten mit der Natur zu leben.
„Urlaub am Bauernhof“-Betriebe
Die Mitgliedsbetriebe müssen diverse Kriterien erfüllen und werden entsprechenden Qualitätskontrollen unterzogen. Zudem gibt es diverse Sparten wie „Biobauernhof“, „Gesundheitsbauernhof“, „Reiterbauernhof“ und zunehmend „barrierefreier Bauernhof“. Die Höfe werden zudem in Kategorien unterteilt, wie Bauernhof, Landhof, Winzerhof, Almhütte, etc.
Die Betriebe werden mit Blumen bewertet, wobei zwei Blumen die niedrigste Qualitätsstufe mit Dusche und WC nicht zwingend am Zimmer und fünf Blumen die höchste Qualitätsstufe mit exklusiv ausgestatteten Zimmern in bäuerlicher Atmosphäre bedeuten. Wobei neben den Mindestkriterien vor allem das persönliche Engagement und die fachliche Eignung des Vermieters, der Vermieterin – praktisch der Bauernhof in seiner Gesamtheit – in die Bewertung einfließen. Die verliehene Kategorie ist jeweils 4 Jahre gültig.
Zahlen & Fakten
„Urlaub am Bauernhof“ wurde 1991 gegründet und umfasst heute mehr als 2.200 Mitgliedsbetriebe mit rund 27.000 Gästebetten in allen österreichischen Bundesländern außer Wien.
Für eine Mitgliedschaft muss es sich um einen lebenden, voll bewirtschafteten Bauernhof handeln, was über die landwirtschaftliche Betriebsnummer und eine Landwirtschaftskammer-Mitgliedschaft kontrolliert wird. Der Markenschwerpunkt „Botschafter der bäuerlichen Welt“ wird bei der Qualitätsüberprüfung am Hof (mind. alle 4 Jahre) überprüft.
Bei den Mitgliedern im Verein gibt es eine Obergrenze von max. 50 Gästebetten pro Betrieb. Durchschnittlich weisen die Betriebe nicht mehr als 12,5 Gästebetten auf.
Clusterorganisation
Die gesamte Organisation ist in Form eines „Clusters“ organisiert. An oberster Stelle steht der „Cluster Urlaub am Bauernhof Österreich“, darunter die 8 Landesverbände Urlaub am Bauernhof, dann die regionalen und örtlichen Vermieterringe und schlussendlich die Betriebe selbst. In punkto Vermarktung steht der Cluster in direkter Verbindung mit der Österreich Werbung, den 9 Landes-Tourismusorganisationen sowie den regionalen und örtlichen Tourismusorganisationen. Bezüglich Entwicklungsaufgaben besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, den Landwirtschaftskammern sowie den Bezirkslandwirtschaftskammern.
Aus dem Bereich der Ländlichen Entwicklung fließen nationale und EU-Förderungen in Richtung „Cluster Urlaub am Bauernhof Österreich“.
Wertschöpfung
Die Preisentwicklung im Sommer 2018 zeigt, dass in einem „Urlaub am Bauernhof“ – Mitgliedsbetrieb der Preis für ein Zimmer mit Frühstück mit im Schnitt EUR 37,80 pro Person/Nacht weit über der normalen Inflationsentwicklung, wonach der durchschnittliche Preis pro Zimmer bei EUR 22,70 ist, liegt. Das bedeutet im Schnitt eine zusätzliche Wertschöpfung für den Betrieb von EUR 15,10 pro Nächtigung.
Die Gesamtnächtigungszahlen 2018 belaufen sich auf 2,66 Millionen, wobei rund ein Drittel der Betten nur in der Sommersaison vermietet werden. Die jährliche Wertschöpfung für alle Mitgliedsbetriebe pro Jahr beträgt demnach 40,2 Millionen Euro.