Durch den Rückgang der für das südsteirische Landschaftsbild u.a. typischen Blumenwiesen schwindet die Artenvielfalt, aber auch die Menge der Lebewesen. Vor allem die Biomasse der Insekten geht drastisch zurück. Im Projekt „summ summ summ“ pflanzt der Naturpark Südsteiermark gemeinsam mit den Naturparkgemeinden artenreiche öffentliche Wiesenflächen mit regionstypischen Pflanzen. In den nährstoffarmen, „mager“ gestalteten Flächen wurden standortangepasste Pflanzen gesetzt, die durch weniger Bewässerung auch für die Gemeinden ein großes Einsparungspotential bedeuten.
Vision des Projekts
Öffentliche Grünflächen, wie Kreisverkehre oder Parkanlagen werden in blühende Wiesen durch eine artenreiche und standortgerechte Bepflanzung verwandelt, wodurch wieder wertvoller Lebensraum für die Tierwelt geschaffen wird.
Konkrete Ziele im Projekt
Möglichst viele öffentliche Flächen der 15 Naturparkgemeinden werden zu blühenden und artenreichen Biotopen. Durch gemeinsame Bepflanzungs- und Pflegeworkshops mit den Gemeindebauhöfen entsteht mehr Bewusstsein für den Erhalt der Biodiversität und eine Vorbildfunktion für die Bevölkerung.
Motivation für das Projekt
Der Naturpark Südsteiermark ist bekannt für seine vielfältige Kulturlandschaft aus Weingärten, Blumen- und Streuobstwiesen und Mischwäldern. Auch in den Gemeindezentren soll der Mehrwert dieser Vielfalt den BürgerInnen vermittelt werden.
Welche Herausforderungen werden gelöst?
Die naturnahe Begrünung allgemein, aber auch vor allem im öffentlichen Raum, befindet sich größtenteils in Österreich im Dornröschenschlaf. Durch die über Jahrzehnte etablierten Methoden der Grünraumgestaltung, wie etwa mehrmalige Bepflanzung pro Jahr oder Mulchen von artenarmen Wiesenflächen, hat sich bei den meisten Gemeinden die Meinung entwickelt, dass naturnahe artenreiche Grünflächen eine unattraktive, arbeitsaufwändige, dadurch teure und nicht erstrebenswerte Alternative ist. Über die letzten zwei Jahrzehnte hat sich jedoch in diesem Bereich vieles entwickelt und u.a. in der Gemeinde Rankweil in Vorarlberg großen Anklang gefunden. In diesem Projekt soll den Naturparkgemeinden diese nachhaltige, biodiversitätsfördernde und kostensparende Maßnahme schmackhaft gemacht werden.
An welchen Lösungen arbeiten wir gemeinsam?
Blühflächen statt Grauzonen - wir gestalten die Wiesen unserer österreichischen Gemeinden wieder bunt und artenreich. In dieser Artenvielfalt finden viele bedrohten Insektenarten, wieder Lebensraum. Denn in einem monotonen Englischen Rasen finden Bienen, Schmetterlinge und Co. keine Lebensgrundlage.
Durch die Anlage von neuen, artenreichen und attraktiven naturnahen Grünflächen werden die Gemeinden auf die Win-Win Situation dieser „BeBUNTungs“-Variante hingewiesen, schließlich sind die neuen Flächen bunt und nicht nur grün. Durch die aktive Mitarbeit und Schulung der WirtschaftshofmitarbeiterInnen werden die Gemeinden in die Anlage und Pflege dieser Flächen direkt eingebunden und tragen von Anfang an auch die Verantwortung dafür.
Was ist das Besondere am Projekt?
Im Gegensatz zu vielen Naturschutzprojekten findet das Projekt nicht in einem klassischen Naturschutzgebiet statt, sondern erstreckt sich über verschiedenste öffentliche Flächen der Südsteiermark, man könnte es sozusagen auch als „Naturschutz am Kreisverkehr“ bezeichnen. Ökologisch hat das eine große Bedeutung für die Biodiversität, da man über die weit verstreuten Flächen ein Lebensraum-Netzwerk für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten schafft. Durch dieses gemeinsame Projekt werden die Gemeinden einerseits auf die Vorteile (finanziell und in der Bewirtschaftung) der naturnahen Begrünung aufmerksam gemacht und gleichzeitig zu Managern dieser ökologisch wertvollen Flächen ausgebildet. Die Farbenpracht wirkt darüber hinaus motivierend, dass BürgerInnen in den privaten Gärten Biotope für Insekten anlegen.
Was macht die Projektregion so wertvoll und schützenswert?
Kaum eine Region in Österreich oder im Alpenvorland ist durch eine derartige Vielfalt an seltenen Lebensräumen gekennzeichnet wie der Naturpark Südsteiermark. Durch die klimabegünstigte Lage und durch das Abwechseln von Wäldern, Wiesen, Weingärten und Äckern in flachen bis steilen Lagen, entstehen seltene Lebensräume mit den dort ansässigen, zum Teil seltenen Tier- und Pflanzenarten. Die wertvollen Grünland- und Wiesenflächen werden jedoch stetig weniger und daher ist es umso wichtiger, regional typische und damit angepasste Pflanzen in einem Netzwerk über dem Naturpark zu pflanzen und damit auch wieder den Tieren neuen Lebensraum und Futter zu bieten.
Wie unterstützt Blühendes Österreich die Biodiversität im Projekt und wie profitieren auch indirekte Begünstigte?
Das Projekt wurde einerseits beim Maßnahmenprogramm LEADER eingereicht und zu 80 Prozent aus Mitteln von Bund, Land und Europäischer Union gefördert. Die verbleibenden sogenannten Eigenmittel von 20 Prozent übernahm "Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung". Diese erste Phase wurde nun von der Phase II abgelöst. Hierbei werden die Kosten für die weiteren neu angelegten Flächen zu 50 % von den Gemeinden selbst und die restlichen 50 % wiederum von „Blühendes Österreich“ übernommen. Durch die finanzielle Hilfe von „Blühendes Österreich“ ist es möglich, erstmals in der Steiermark gleichzeitig in mehreren Gemeinden öffentliche Flächen naturnah zu gestalten. Damit wird das Angebot an vielfältigen natürlichen Futterstellen, wie etwa am Kreisverkehr in der Naturparkgemeinde Straß, größer, was den Bienen und Schmetterlingen Lebensraum und Futter gibt, weil sie dort „Auftanken“ können.
Welche wertvollen Lebensräume, Tiere und Pflanzen sowie Biotoptypen werden erhalten?
Die neu gestalteten, naturnahen öffentlichen Grünflächen (bisher ca. 15.000 m² umgesetzt) können nach einer gewissen Zeit des Anwachsens den trockenen Grünlandlebensräumen zugerechnet werden. Allein auf den Flächen der Pilotgemeinde Strass wurden über 300 verschiedene Pflanzenarten gesetzt bzw. gesät. Bei einer ersten zoologischen Erhebung, nur drei Monate nach der Anlage, wurden 109 Arten bei den untersuchten Tiergruppen (Heuschrecken 11, „Blütenbesucher 27, Schmetterlinge 9, Wanzen 35, Zikaden 25, Libelle 1, Reptil 1) nachgewiesen. Auch naturschutzfachlich interessante Arten (unter anderem stark gefährdete Rote Liste Arten) wurden darunter gefunden, wie z.B. Blauflügelige Ödlandschrecke, Dickkopf-Grashüpfer, Himmelblauer Bläuling, Bunter Waldläufer (Wanze), Winden-Glasflügelzikade, Grüne Ameisenzikade, Zauneidechse.
Wen unterstützt Blühendes Österreich?
Der Naturpark Südsteiermark (knapp 400 km²), als Geschäftsbereich der Regionalmanagement Südweststeiermark GmbH, arbeitet seit seiner Gründung im Jahr 2002 stetig am Erhalt der vielfältigen südsteirischen Kulturlandschaft. Als Schnittstelle und Ideengeber für alle relevanten Interessensvertreter (Bauern, Gemeinden, Naturschutz, Naturparkbürger etc.) wird u.a. an Projekten zu Kulturlandschaftselementen, wie zum Beispiel dem Streuobsterhalt (Streuobstsetzlings-Ausgabe, Naturparkbürger), der Streuobstveredelung (Bauern, Produzenten) oder wie beim vorliegenden Projekt am Erhalt der Vielfalt im Grünland (Zusammenarbeit mit den 15 Naturparkgemeinden) gearbeitet. Mit diesen und anderen Projekten setzen sich die MitarbeiterInnen des Naturparks dafür ein, dass es im Naturpark-Südsteiermark wieder summt und brummt.