Diese Säuger brauchen unsere Aufmerksamkeit!
In Österreich gelten über 80 Säugetierarten als heimisch. Mehr als die Hälfte davon ist gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Schuld sind unter anderem die Zerstückelung und Verschmutzung ihrer Lebensräume und die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion. Tiere wie der Ziesel, der Wolf oder die Große Hufeisennase bedürfen daher einen besonderen Beachtung. Daniela Illich hat eine Liste bedrohter Säugetiere in Österreich zusammengestellt – da sind auch einige dabei, die man gar nicht als bedroht wahrnehmen würde.
1Ziesel
Der Eichhörnchen-ähnliche Ziesel lebt in Österreich in einer Ghetto-Situation. Durch die Umstellung und Zersiedlung der Landwirtschaft ist er nur mehr in spärlich vorhandenen Trockenrasenbeständen und in nicht-landwirtschaftlichen Grünflächen zu finden. Ein kurzrasiges Verbindungsnetz zwischen den einzelnen Kolonien in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland kann das clevere Kerlchen retten.
2Hamster
Die heimischen Hamsterbestände – die Rede ist nicht vom Haushamster, sondern vom freilegenden Kollegen – haben sich in den letzten Jahrzehnten drastisch reduziert. Die mäuseartigen Wühler leben – ähnlich wie die Ziesel – in isolierten Gebieten, immer öfter in Parks, in Gärten und auf Friedhöfen. Wichtig für das Sichern ihrer Art sind Bauern mit hamsterfreundlicher Ackerbewirtschaftung, etwa pflugloser Bodenbearbeitung und Minimierung des Spritzmittteleinsatzes.
3Wolf
Der Wolf braucht zusammenhängende Lebensräume, wo er genügend Nahrung und ungestörte Gebiete für die Aufzucht seiner Jungen findet. Durch die sukzessive Zerstörung seiner Umgebung und seine Verfolgung gilt er in Österreich seit 150 Jahren als ausgestorben. Aber – er kehrt langsam zurück, nach Tirol und Vorarlberg. Um eine zukünftige friedliche Koexistenz zu sichern, braucht es Herdenschutzprogramme.
4Fischotter
Flussbegradigungen und Gewässerverschmutzungen, Entfernung der Ufervegetation, Straßenbau. Das sind nur ein paar der größten Bedrohungen des Fischotters. Und natürlich der Mensch, der den Wassermarder früher wegen seines wertvollen Felles und als Konkurrent der Fischereiwirtschaft gejagt hat. Schön langsam erholt sich die Restpopulation in der Grazer Bucht und im Mühl- und Waldviertel wieder, einige der gefährlichsten Pestizide sind endlich verboten.
5Hausratte
Sie kam mit dem Schiff und verbreitete sich auf der ganzen Welt, die bevorzugt vegetarisch lebende Hausratte. Bis die mächtigere, anpassungsfähigere und konkurrenzstärkere Wanderrate sie wieder mehr und mehr aus ihrem Lebensraum verdrängte. Die Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft und die hygienischere, saubere Lebensweise der modernen Neuzeit tun ihr Übriges.
6Große Hufeisennase
Im letzten Jahrhundert gab es in Kärnten und in der Steiermark noch einzelne Bestände dieser Fledermaus, die wegen des „Sattels“ auf der Nase leicht zu erkennen ist. Aufgrund ihrer heiklen Ansprüche an die Sommer- und Winterquartiere und das Jagdrevier hat sich die Stückanzahl aber empfindlich reduziert. Das Nahrungsumfeld muss geschützt und wiederhergestellt werden!
7Kleines Mausohr
Auf der Roten Listen stehen mehrere Fledermausarten ganz oben. So wie die Große Hufeisennase hat auch das Kleine Mausohr eine Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern. Weil im pannonischen Flach- und Hügelland seit den 1950er-Jahren weniger beweidet wird, ist ihre Population stark zurückgegangen. Ihre als Winterquartiere verwendeten Höhlen sollten gesichert werden.
8Wildkatze
Seit mehreren Jahrzehnten ist die Wildkatze in Österreich nicht mehr heimisch. Langsam aber sicher kommen die scheuen Waldbewohner wieder zurück. Ebenso wie die Wölfe brauchen auch sie großflächige Gebiete und Wiesenflächen zum Überleben. Was sie von ihren Verwandten, den kleineren Hauskatzen, unterscheidet? Ihr Schwanz ist buschiger und kürzer, das Kopfhaar länger. Die Schnauze ist breiter, die Schnurrhaare kräftiger und die Fellzeichnung verschwommener.
9Feldhase
Die intensive agrarische Nutzung mit massivem Einsatz von Dünger und Giftstoffen macht auch dem Feldhasen zu schaffen. Zusätzlich ist das nachtaktive Tier sehr anfällig für virale und bakterielle Erkrankungen. Vor allem in Jahren mit misslichem Wetterverlauf kann sich das auf ihre Population negativ auswirken.
10Bayerische Kurzohrmaus
Die letzten Vorkommen der Bayerischen Kurzohrmaus in den Tiroler Kalkalpen haben mit großer Wahrscheinlichkeit die Eiszeit überdauert. In den Bayerischen Kalkalpen, wo sie herkommt, ist sie als Folge von Habitatsveränderung ausgestorben. Von den voneinander isolierten Kleinstpopulationen hängt nun der Gesamtbestand dieser Art ab. Das Rofangebirge sollte als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.