Herr Scheuch, was hat die Scheuch Family Foundation dazu veranlasst, beim VIELFALTER Ideencontest mitzuwirken?
Was der Nationalpark Kalkalpen bereits seit zwei Jahrzehnten innerhalb seiner Buchenwälder tut – Vielfalt fördern – wollten wir zusammen mit dem Nationalpark nun auch mit dem „VIELFALTER – Ideencontest rundum den Nationalpark“ in den angrenzenden Regionen Steyr und Kirchdorf tun. Ziel des VIELFALTER ist es neue Ideen, Produkte, Dienstleistungen außerhalb der Wirtschaftszentren in Verknüpfung mit Natur und Nationalpark zu finden, professionell zu entwickeln und marktfähig aufzubereiten. Nationalparks sind nämlich nicht nur wahre Naturschutzriesen, wie der Nationalpark Kalkalpen mit seinen 20.000 ha eindrucksvoll beweist, sondern auch über ihre Grenzen hinaus Identitätsstifter und starker Motor für nachhaltiges Wirtschaften in angrenzenden Regionen. Für junge unternehmerische Ideen, mit einem hohen ökologischen Nutzen, der perfekte Nährboden zum Testen und Weiterentwickeln ihrer Produkte und Dienstleistungen.
Die ersten Gewinner des VIELFALTER stehen bereits fest. Was zeichnet ihre Geschäftsideen aus?
Zum Einreichen war jeder eingeladen, von Privatpersonen, über Vereine, hinzu Start-ups und Unternehmen. Dabei hat es auch keine Rolle gespielt ob sich die Idee in der Entwicklungs- oder Umsetzungsphase befindet. Deshalb hat jedes der Gewinner-Projekte ein anderes Profil und befindet sich in einem anderen Entwicklungsstadium. Im fünf-monatigen Gründer-Programm, das die GewinnerInnen gerade durchlaufen, wird jedes der sieben Projekte dabei unterstützt ihre unternehmerischen Tätigkeiten auf die nächste Stufe zu bringen. Für die einen bedeutet dies ihren ersten Prototypen fertigzustellen, für die anderen ihre ersten Kunden zu gewinnen oder ihr Business Modell zu verfeinern. Der Impact Hub Vienna, ein Kreativzentrum und Arbeitsraum für Wiens wachsende Start-up Community, die an Lösungen für gesellschaftlich sowie ökologisch relevante Themenstellungen arbeitet, stellt den GewinnerInnen des VIELFALTER hierfür die nötigen Ressourcen, Workshops und Coaches zur Verfügung.
Trotz sehr unterschiedlicher Ausgangslage zeichnet alle Geschäftsideen aus, dass sie eine sehr konkrete regionale Herausforderung angehen. So hat sich das Projekt „Bergwiesn“ zur Aufgabe gemacht ehemalige Bergmähwiesen in der Nationalpark-Region zu reaktivieren, um den Erhalt der Biodiversität zu fördern und gleichzeitig das hochwertige Heu zu vermarkten.
Alle Geschäftsideen legen darüber hinaus großen Wert auf eine möglichst umweltschonende und regionale Wertschöpfung.
Welche Rolle spielen neue Förderansätze wie der VIELFALTER für nachhaltiges Unternehmertum?
Ich würde diesen Förderansatz nicht unbedingt als neu bezeichnen, Ideenconteste gibt es in Österreich einige. Was den VIELFALTER allerdings von den meisten unterscheidet ist, dass er bewusst einen starken regionalen und ökologischen Bezug herstellt und aus den Ballungszentren wie Wien oder Linz in den ländlichen Raum geht. Gerade dort herrscht ein viel höheres Bewusstsein für den enormen regionalen Nutzen von nachhaltigem Unternehmertum. Leider gibt es aber nur selten Angebote, die nicht nur vermitteln, was es für den wirtschaftlichen Erfolg braucht, sondern auch dabei unterstützen ein Geschäftsmodell bewusst auf die Lösung eines sozialen oder ökologischen Problems hin aufzubauen. Hier leistet der VIELFALTER Pionierarbeit. Mit der WKO haben wir einen etablierten Partner aus der Wirtschaft und der Impact Hub Vienna bringt die nötige Expertise für unternehmerische Ansätze zur Lösung gesellschaftlicher und ökologischer Probleme mit. Wir hoffen, dass sich mit dieser sektorübergreifenen Herangehensweise in der Region rund um den Nationalpark Kalkalpen eine Infrastruktur entwickelt, die gezielt nachhaltiges Unternehmertum im ländlichen Raum fördert.
Welchen Rat würden Sie jungen Entrepreneuren, die einen wertvollen Beitrag für Gesellschaft und Umwelt leisten möchten, mit auf den Weg geben?
Ich würde ihnen raten, sich nicht unterkriegen zu lassen, auch wenn andere sie zu Beginn vielleicht für verrückt erklären. Es gibt genug Beispiele, wie etwa das Unternehmen Sonnentor, die klein und regional angefangen haben und heute erfolgreiche Unternehmen mit einem hohen Beitrag für Gesellschaft und Umwelt sind.
Mehr Informationen zum Vielfalter gibt es hier.