Einst von “Jägern und Sammlern” gejagt, genießt der prächtige Ritterfalter mit seinem Keuschheitsgürtel heute den gleichen Schutzstatus wie der Afrikanische Elefant:

So wie der Gott Apollo als der Schönste galt, so sehen auch viele Schmetterlingsliebhaber den Namensvetter aus der Insektenwelt. Der Apollofalter (Parnassius apollo) ist mit bis zu 8 cm Flügelspannweite, gelblich-weiß gefärbten und schwarz gefleckten Flügeln sowie den zwei großen, roten, meist weiß gekernten Augenflecken mit schwarzer Umrandung auf den Hinterflügeln eine Pracht. 

Wenn man ihn erstmals im gleitend-gaukelnden Flug entlang von steilen Felsen erspäht, erst dann kann man die Mystik des Tieres verstehen!

Sonnige Berge, luftige Höhen 

Als typische Gebirgsart liebt der Apollo sonnige, steile Felshänge, kann sich aber auch in menschlich geprägtem Sekundärlebensraum, wie Flussufern, Weinbergmauern oder selbst Straßenböschungen ansiedeln. Der Apollo gehört zur Familie der Ritterfalter, die in Österreich überdies mit so prachtvollen Schmetterlingen wie dem Osterluzeifalter, dem Schwalbenschwanz und dem Segelfalter glänzt.

Gemeinsam mit dem ebenfalls heimischen und sehr ähnlichen Hochalpen-Apollo und dem Schwarzen Apollo wird die Art einer eigenen Gruppe von etwa 50 unterschiedlichen Arten der nördlichen Hemisphäre zugeordnet. 

Viele seiner Verwandten leben in den Gebirgen Zentralasiens, teilweise bis in extreme Höhenlagen von über 6000 m! Das Verbreitungsgebiet des Apollofalters in Europa umfasst inselartig die Gebirge, bis etwa zur Waldgrenze, sowie seltener das Flachland und reicht bis zum Tienschan-Gebirge in Zentralasien. 

Erfinder des Keuschheitsgürtels

Die Falter schlüpfen in Extremfällen bereits ab Mitte April und die Flugzeit kann bis in den September andauern, meistens jedoch zwischen Mai und Juli. Sie benötigen ein reiches Blüteangebot, besonders beliebte Saugpflanzen sind Flockenblumen und Skabiosen. 

Auf der Nektarsuche kann die Art auch viele hundert Meter vom Raupenlebensraum entfernt gefunden werden. Während der Begattung scheidet das Männchen ein chitinhaltiges Sekret aus, das am weiblichen Hinterleib als hornartiges Gebilde aushärtet und eine Art von Keuschheitsgürtel bildet. Diese sogenannte Sphragis verhindert tatsächlich eine weitere Begattung durch die männliche Konkurrenz! Die Weibchen legen in Folge ihren Eivorrat überwiegend einzeln in der Nähe oder an die Futterpflanzen ab, dem Weißen Mauerpfeffer, oder seltener der Großen Fetthenne gebunden.
 
Die Jungraupen lassen sich jedoch mit dem Schlüpfen Zeit und verlassen meistens erst im nächsten Frühling die Eihülle. Die Raupe ist samtartig schwarz behaart mit gelb-rötlichen Flecken an der Seite. Ähnlich wie ihre Verwandten. Z.B. der Schwalbenschwanz, besitzt sie eine ausstülpbare Nackengabel die, bei Störung Feinde abschrecken soll. Nach einigen Wochen verpuppt sich die Raupe in einem losen Kokon zu einer charakteristischen blau bereiften Mumienpuppe.


Vom Jagd- zum Schutzobjekt ...

Die Attraktivität des Apollofalters hat schon früh das Interesse von „Jägern und Sammlern“ geweckt und teils zu unverantwortlicher Übersammlung geführt, wenn auch zugegebenermaßen zu einer Zeit als die Art noch viel häufiger war. Neben der Faszination des Objektes hat zudem die beachtliche geographische Variationsbreite zu dieser Fehlentwicklung beigetragen. Schließlich ist der Apollofalter in 227 Unterartnamen und 191 Namen für unterschiedliche Formen dokumentiert. 

So wurde sogar nach dem berühmten Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer ein Parnassius apollo andreashoferi benannt. Die inflationäre Namensgebung wurde jedoch oft nur von monetären Gründen zu Wertsteigerung der eigenen Sammlung getragen – fernab jeglicher Wissenschaft. 

Die massive Jagd nach dem Apollo und das möglicherweise damit im Zusammenhang stehende Verschwinden lokaler Populationen im Flachland hat schon sehr früh zur Erkenntnis geführt, dass manche Arten schutzbedürftig sind. So wurde der Falter in Deutschland bereits 1936 unter Naturschutz gestellt, also zu einer Zeit in welcher Artenschutz kaum thematisiert war. Auch in den österreichischen Bundesländern war das Tier eines der ersten mit Schutzstatus. 

Besonders bemerkenswert ist die Aufnahme des Apollo in das Washingtoner Artenschutzabkommen (1990), als einzige weltweit geschützte nicht tropische Schmetterlingsart. Er steht somit heute gleichauf mit Tiger oder Afrikanischem Elefanten. Auch in anderen wichtigen Artenschutzübereinkommen wie Berner Konvention oder Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU wird die Art aufgelistet.

Apollo Lebensraum Tirol Umhausen

Prinzip Hoffnung

Wie bei den meisten gefährdeten Schmetterlingen zählt die Zerstörung des Lebensraumes zu den aktuellen Bedrohungsszenarien für die Art.

Neben dem Einsatz von Pestiziden oder der intensiven Nutzung der für die Falter essentiellen Blühsäume zum Beispiel durch Mahd oder Beweidung ist vor allem die Verbuschung und Wiederbewaldung des Lebensraumes der Hauptfaktor für den teils anhaltenden Rückgang. So ist die Art in Baden-Württemberg innerhalb von 100 Jahre aus über 60 Fundstellen verschwunden und aktuell nur noch in einer Population belegt. 

Auch in Österreich ist der Apollo an einigen Stellen, vor allem in Talnähe ausgestorben. Beispielhaft seien hier der Bernstein-Apollo im Burgenland ganz im Osten oder Talpopulationen an der Illmündung bei Feldkirch in Vorarlberg erwähnt. Dank intensiver Artenschutzmaßnahmen konnten sich manche Populationen wie der berühmte Mosel-Apollo jedoch wieder erholen und knapp vor dem Aussterben bewahrt werden. In Österreich wurden selbst Wiedereinbürgerungen erfolgreich umgesetzt, so im Salzburger Pinzgau durch den Schmetterlingskundler Otto Feldner. 

Insgesamt ist die Art in Österreich dank des einigermaßen intakten Gebirgslebensraumes erfreulicherweise nur lokal gefährdet und wird in der Roten Liste als „nahe gefährdet“ geführt. 


Göttliche Namensgebung

Apollo, Sohn des Göttervaters Zeus und der Göttin Leto, Gott des Lichtes und der Weissagung, Beschützer der schönen Künste und Vorsteher der neun Musen des Parnass (Gebirge in Griechenland). Parnassius apollo, zu deutsch der Apollo, Roter Apollo oder auch Apollofalter, vereint somit diesen wichtigen Abschnitt der griechischen Mythologie. 

Wer den Falter erstmals sieht, versteht, weshalb die frühen Insektenforscher einen rundum mystischen Namen auswählen mussten.
 

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