Klimaexpertin und ehemalige Generalsekretärin des UN-Weltklimarats Renate Christ ist eine der zehn renommierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Biodiversitäts- und Umweltschutz sowie Landwirtschaft, die für den Report Aufgeflattert eine Vision für die Biodiversitätsentwicklung in Österreich skizzieren. Hier beschreibt sie, welche umweltfreundlichen Konzepte zur Steigerung unser aller Lebensqualität dienen (könnten).

Als Reaktion auf den Bericht des UNO-Klimabeirates über 1,5° C Erwärmung haben alle Staaten ihre Ziele zur Verminderung von Treibhausgasemissionen verschärft. Auch die Österreichische Regierung implementiert seit 10 Jahren konsequent klimapolitische Maßnahmen. Klima ist als Querschnittsmaterie direkt im Bundeskanzleramt angesiedelt, wo alle Gesetzesvorhaben und bestehenden Gesetze einem "climate proofing" unterworfen werden und durch eine CO2-Steuer wurden bereits große Erfolge beim Ausstieg aus fossilen Brenn- und Treibstoffen erzielt.

Wandel in vielen Bereichen

In vielen Bereichen hat eine Neustrukturierung und ein Umdenken stattgefunden. Eine innovative Raum- und Verkehrsplanung macht Städte und Ortskerne wieder attraktiv - durch weitreichende autofreie Zonen, gut durchdachte und sichere Radwege und Geschäfte und Cafés, die zum Einkaufen und Verweilen einladen. Auch kleine Kinder können sicher zu Fuß in die Schule und dann auf den Fußballplatz oder in die Klavierstunde gehen. Elektroshuttles und Fahrradzusteller stehen für Transporte und weitere Wege zur Verfügung. In manchen Orten gibt es sogar schon autonome Fahrzeuge, die man per App bestellen kann. Es braucht keine neuen Einkaufszentren am Ortsrand mehr und die bestehenden werden schrittweise abgerissen und die Flächen renaturiert. Neue Gebäude brauchen weder Heizung noch Kühlung und die bestehenden Häuser werden effizient mit erneuerbarer Energie versorgt.

Wir kleiden uns - je nach Generation und Geschmack - in elegante, chice, hippe Qualitätsprodukte statt Wegwerf-Schlabberleiberl. Wir achten besonders auf Qualität und Langlebigkeit von Konsumgütern.

Kaufentscheidende Fragen sind:

  • Wurden Naturressourcen zerstört?
  • Wurden Arbeiterinnen bzw. Arbeiter ausgebeutet oder gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt?
  • Wie lange waren die Transportwege?
  • Kann man die Produkte reparieren oder durch Updates und Upgrades auf neuesten technischen Stand bringen?

Diversität bringt Lebensqualität

In der Landwirtschaft ist Diversität angesagt und Geschäfte werden mit regionalen und saisonalen Bioprodukten versorgt. Wir genießen schmackhaftes, aromatisches Obst und Gemüse und da fällt es leicht, den Fleischkonsum zu reduzieren, was ohnehin gesünder ist. Wenn Fleisch oder Fisch auf den Tisch kommt, dann von regionalen Betrieben und Weiden.

Neue Mobilität

All das hat das Transportaufkommen dramatisch verringert. Es gibt keine LKW-Staus mehr und weniger Abgase und Lärm. Ein dichtes, intelligent strukturiertes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln, mit denen man in kurzen Intervallen auch entlegene Täler und Dörfer erreichen kann, und das auch am Abend und am Wochenende, ermöglicht ohne Auto mobil zu sein. Ein einheitliches Tarifsystem mit flexiblen Angeboten bringt außerdem Kostenersparnis für Vielfahrer. Natürlich werden diese Verkehrsmittel mit neuesten Technologien wie Elektromotoren oder Wasserstoff betrieben und mit erneuerbaren Energien versorgt. Innerhalb von Europa gibt es zahlreiche Hochgeschwindigkeitszüge und bequeme Nachtverbindungen, die innereuropäische Flüge mit all ihren Unannehmlichkeiten wie Stau am Weg zum Flughafen und langwierige Security-Checks unnötig machen. Eigentlich braucht man ein Auto nur noch sehr selten und es macht vielfach keinen Sinn, ein eigenes Auto anzuschaffen. Sharing Systeme mit E-Autos und ein dichtes Netz an Ladestationen stehen bereit, falls man wirklich einmal selber fahren will. Generell ist trotz steigendem Komfort der Gesamtenergieverbrauch zurückgegangen und kann zu 100 % durch erneuerbare Quellen wie Sonnenenergie und Wind gedeckt werden.

Artenreichtum und genetische Vielfalt am Radar

Dennoch konnte eine weitere Erwärmung nicht ganz vermieden werden. Aber wir tragen aktiv dazu bei, dass sich Schmetterlinge an die geänderten klimatischen Verhältnisse anpassen können. Außerordentlich wichtig ist genetische Vielfalt und Artenreichtum auf regionaler und lokaler Ebene geworden. Dazu gehört Diversität in Gemüse-, Obst- und Ackerbau, in der Grünlandbewirtschaftung und in der Forstwirtschaft sowie gezielte Schutzbereiche und Wanderkorridore. Auch Hausgärtner tragen mit vielfältigen einheimischen Sträuchern, Stauden und Blumen und bunten Blütenwiesen statt Thujenhecken und sterilem grünen Rasen zur Vielfalt bei. Das erfreut das Auge und freut die Schmetterlinge.

Renate Christ

Klimaschutz und Artenschutz bedeutet nicht eine Ablehnung der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung, wohl aber erfordern sie eine Transformation hin zu einem rücksichtsvolleren Umgang mit unserer Umwelt und ihren Ressourcen.

Literatur:
 

Chen I.-C., Hill J.K., Ohlemüller R., Roy D.B., Thomas C.D. (2011) Rapid range shifts of species associated with high levels of climate warming. Science, 333(6045), 1024-1026.


Devictor V., van Swaay C., Brereton T., L. Brotons, Chamberlain D., Heliola J., Herrando S., Julliard R., Kuussaari M., Lindstrom A., Reif J., Roy D.B., Schweiger O., Settele J., Stefanescu C., Van Strien A., Van Turnhout C., Vermouzek Z., Wallis DeVries M., Wynhoff I., Jiguet F. (2012a)
Differences in the climatic debts of birds and butterflies at a continental scale. Nature Climate Change, 2, 121-124.


Hoegh-Guldberg O., Jacob D., Taylor M. (2018) Impacts of 1.5°C global warming on natural and human systems. In: Global Warming of 1,5°C, IPCC Special Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (in print).


Parmesan C. (2007). Influences of species, latitudes and methodologies on estimates of phenological response to global warming. Global Change Biology, 13(9), 1860-1872.


Settele J., Scholes R., Betts R., Bunn S., Leadley P., Nepstad D., Overpeck J.T., Taboada M.A. (2014) Terrestrial and Inland Water Special Reü Systems. In: Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Part A: Global and Sectoral Aspects. Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Field C.B., Barros V.R., Dokken D.J., Mach K.J., Mastrandrea M.D., BilirT.E., Chatterjee M., Ebi K.L., Estrada Y.O., Genova R.C., Girma B., Kissel E.S., Levy A.N., MacCracken S., Mastrandrea P.R., White L.L. (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 271-359.

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„Wie kann ich in die Imkerei einsteigen?“, lautet eine häufig gestellte Frage an die Projektbetreuerinnen. Interessierte an der Imkerei können ohne Vorkenntnisse einen 8-stündigen Grundkurs besuchen und sich selbst ein Bild machen, ob Sie für die Betreuung von Bienenvölkern geeignet sind. In diesem theoretischen Teil der Grundausbildung bekommt der/die ImkerneueinsteigerIn einen Einblick zu den Themenbereichen persönliche Eignung, Anschaffung von Imkereibedarf, Völkerführung im Jahreskreislauf, Leben der Biene, Bienenprodukte, gesetzliche Bestimmungen und vieles mehr, in einfacher Form vermittelt. 

 

Als Online-Seminar am Di und Mi, 05.11 und 06.11.2024 jeweils von 18 - 21.30

Lehrmaterial beim Grundkurs

Eine eigens für ImkeranfängerInnen erstellte, ca. 100-seitige und jährlich aktualisierte Unterlage dient als Nachschlagewerk und umfasst alle behandelten Themen aus Grund- und Praxisschulungen sowie Preistabellen für imkerliche Gerätschaften, zahlreiche Bilder, Skizzen und nützliche Adressen verschiedenster Betriebe und Verbände. Zu den Lehrmaterialien zählt auch die 2015 erschienene Doppel-DVD „Ein Bienenjahr - Ein Imkerjahr“, die an die Teilnehmer der Grundschulung ausgeteilt wird.

Oft steht der Eigenbedarf im Vordergrund. Wer die Vielfalt und den Nutzen unserer Bienenprodukte kennt, wird sie ein Leben lang zu schätzen wissen. Der nachhaltige Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen gewinnt immer mehr an Bedeutung – die Imkerei kann dazu einen Beitrag leisten. Ob es sich um das selbst abgefüllte Höniggläschen, die herrlich duftenden Adventkerzen oder die eigens kreierte Propoliscreme in der Hausapotheke handelt, all diese Rohstoffe haben sich schon unsere Vorfahren zu Nutze gemacht. Die Tendenz zum Selbstversorger greift nun auch im urbanen Lebensraum immer mehr um sich und das freut nicht nur den Direktvermarkter, sondern auch all jene, die Regionalität und Tradition „groß“ schreiben.

Wer um eine fachliche Fortbildung bemüht ist, kann sich in sechs möglichen Praxisschulungen (jeweils 4-stündig) weiterbilden. Ein kompetentes Referententeam, bestehend aus vielen namhaften ImkermeisterInnen und Vortragenden, betreut insgesamt 13 Kursstandorte in Niederösterreich an denen diese Themen angeboten werden:

P1- Praxisgrundlagen; P2- Erweiterungsschritte im Bienenvolk; P3- Schwarmverhinderung und Jungvolkbildung; P4- Honigernte; P5- Varroabehandlung und P6- Herbstrevision;

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