Eisige Windböen peitschen um kalte Ohren und rote Nasen, dazu gibt es Regenschauer und viel Grau. Und trotzdem – oder gerade deshalb – harren die Wartenden hier in Pfaffstätten geduldig ihrer heimischen Hecken, Sträucher und alter regionaler Obstsorten: Heckentag ist eben nur einmal im Jahr! Und wer an diesem Novembertag für Hecken-Nachwuchs sorgt, der kann sich in den kommenden Jahren über flatternde, summende und brummende Besucher im Garten, über prächtige Blüten und die ersten süßen Beeren freuen.
Welche Pflanzen auch beim diesjährigen Heckentag echte Dauerbrenner waren, wie viele Hecken über den Tresen gegangen sind, und warum manch ein Gehölzfreak bald einen phänomenalen Naturkalender im Garten hat, erfährst du hier.
Bestellt – abgeholt – verwurzelt
Echte Naturfreunde lassen sich von so ein bisschen Regen und Kälte nicht abschrecken. Genauso wenig wie die regionalen Gehölze, die vom Verein für Regionale Gehölzvermehrung (RGV) mit viel Liebe gezogen werden und hier im Herzen der niederösterreichischen Thermenregion auf den Transport in ihr neues Zuhause warten: Ob Dirndl, Weingartenpfirsich, Steinweichsel (aka Parfümierkirsche) Liguster, Hainbuche, Elsbeere oder Purpur-Weide – die jungen Pflänzchen sind waschechte Niederösterreicher und bereit, noch in diesem Jahr ihre kräftigen kleinen Wurzeln in die Erde zu schlagen.
Mit heimischen Hecken Insekten retten
Als Dank für die Gastfreundschaft in heimischen Gärten gibt es dann schon bald köstliche Beeren, zuverlässigen Sichtschutz – und vor allem ein ordentliches Summen und Brummen, Flattern und Zirpen: Regionale Gehölze greifen nämlich Insekten unter die Flügel, ganz besonders Bienen und Schmetterlingen. Wieder andere haben demnächst ihren persönlichen „phänomenalen“ Naturkalender im Garten – aber dazu später mehr.
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Der NÖ Heckentag 2019 im Überblick
über 1.700 Bestellungen
davon 533 Abholer in Pfaffstätten
Top 3 Hecken & Sträucher
1. Hainbuche: 2.300 Stück
2. Gewöhnlicher Liguster: 1.150 Stück
3. Dirndl-Strauch: 930 Stück
Top 3 Heckenpakete
1. Wir-für-Bienen-Hecke: 400 Stück
2. Schmetterlings-Hecke: 390 Stück
3. Sichtschutz-Hecke: 330 Stück
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Gehölzfreaks unter sich
Zwar ist der von Blühendes Österreich gesponserte Standort hier vor dem Lilienfelderhof in diesem Jahr neu, den Heckentag gibt es aber schon viel länger. Seit bald 23 Jahren, sagt Klaus Wanninger, Obmann Stellvertreter des RGV Vereins während einer kurzen Verschnaufpause.
Wie wichtig der Heckentag als Event ist, zeigen die Zahlen. Zwar könnten sich alle Naturfreunde ihre Hecke auch nach Hause liefern lassen, rund ein Drittel aller Heckenfans bevorzugt aber die persönliche Abholung am Heckentag. In diesem Jahr waren das genau 533 Menschen, erzählt Klaus und weiß auch warum:
Die Leute kommen gern zum Heckentag um sich Tipps von den Experten zu holen, sie schätzen die persönliche Beratung und treffen Gleichgesinnte zum Erfahrungsaustausch.
Einen guten Tipp hat auch Wolfgang Hemmelmeyer, der vor dem Zelt dem Wetter trotzt und für alle Spätentschlossenen noch einiges an Beerenobst im Freiverkauf anzubieten hat: „Egal ob Hunds-Rose, Felsenbirne oder Hainbuche. Vor dem Einsetzen sollte man die Pflanze jedenfalls etwas zurückschneiden: unten ca. ein Drittel der Wurzeln und oben ein Drittel der Äste.“
Dauerbrenner Dirndl
Diese Pflanzen sind wahre Dauerbrenner unter den Gehölzfreaks:
- Dirndl-Strauch (beliebt, weil er so schön blüht und Früchte mit einer Extraportion Vitaminen liefert)
- Weingartenpfirsich (vor allem für Weinfreunde ein absolutes Muss)
- Liguster (behält sein Laub sehr lange und sorgt für eine blickdichte Hecke)
- Hainbuche (etwas rückläufig aber immer noch ein beliebter Sichtschutz)
- Schlehe (sie ist mit über 110 an ihr nachgewiesenen Arten ein wahres Schmetterlings-Paradies)
Ein Heckenpaket für jeden Geschmack
Wen bei dieser großen Auswahl die Qual der Wahl plagt, der kann sich ganz einfach für ein Heckenpaket entscheiden, mit denen man 10 ausgewählte Pflanzen bekommt. Für Naschkatzen gibt es die Selbstversorger-Hecke, vor allzu freundlichen Nachbarn schützt die vielfältige Sichtschutz-Hecke, Schmetterlings-Freunde sollten beherzt zur Schmetterlings-Hecke greifen, und weil jede Blüte zählt, ist kein Garten für die „Wir für Bienen“-Hecke zu klein.
Ein phänomenaler Naturkalender
Und dann ist da noch die Zehn-Jahreszeiten-Hecke. „Mit ihr hat man einen regionstreuen Naturkalender in lebendiger Form im Garten“, erklärt Klaus Wanninger, der sich schon lange mit der sogenannten Phänologie beschäftigt. Gemäß dieser Wissenschaft ist das Jahr nicht in 4, sondern in 10 Jahreszeiten zu teilen. Und anders als die astronomischen, haben diese natürlichen Jahreszeiten keinen fixen, sondern einen variablen Beginn – je nach Witterung. Die ausgewählten Pflanzen des Heckenpakets, darunter Gewöhnliche Berberitze, Schlehdorn, Schwarzer Holler oder Wolliger Schneeball, sind sogenannte Indikatorpflanzen. Sie läuten durch ihren Blühbeginn oder ihre Fruchtreife die verschiedenen Jahreszeiten ein.
Klaus, der die 10 Jahreszeiten schon lange im Blick hat, weiß:
Die Phänologie zeigt uns ganz deutlich, welche Auswirkungen der Klimawandel hat – und zwar im eigenen Garten. So beginnt die Vegetationsperiode bei uns durchschnittlich um 3 Wochen früher als noch vor 30 Jahren dauert seitdem um 10-14 Tage länger.
Umso wichtiger ist es, dass wir alle unseren Beitrag zum Artenschutz leisten. Wie wär’s mit kräftigen, regionalen Gehölzen, die Nahrung und Heimat für Flora & Fauna bieten? Die Gehölzfreaks freuen sich über Zuwachs – und der nächste Heckentag kommt bestimmt!
Jetzt weiterlesen:
Hier erfährst du mehr darüber, wie du mit Hecken das genetische Pflanzen-Erbe deiner Region bewahrst, Schmetterlingen unter die Flügel greifst, und wie du deine Pflanzen richtig einsetzt.