Da ist er wieder, während ich auf der Terrasse meinen Kaffee schlürfe, flattert er vorbei Richtung Böschung. Ein Zitronenfalter? Könnte sein. Dann kommt ein kleiner Blauer. Ist das nicht ein Bläuling? Aber welcher?
So kann es nicht weitergehen. Wissen muss her. Und das finde ich in der kostenlosen Schmetterlingsapp, wo laut erster Info 140 heimische Schmetterlingsarten eingespielt sind – mit Fotos und Steckbriefen. Da sollten „meine“ ja wohl auch dabei sein. Oder habe ich vielleicht eine neue Art entdeckt? Gleich werde ich es wissen.
Schritt 1: Gratis-App installieren
Runterladen kann man die App im App Store oder bei Google play. Während der Download läuft, lese ich, dass die App ein Gemeinschaftsprojekt von Blühendes Österreich und Global 2000 ist. Gemeinsam wollen sie damit zur Schmetterlings-Volkzählung aufrufen. Denn, so die Info, etwa die Hälfte der 4.070 in Österreich vorkommenden Schmetterlingsarten ist in ihrem Bestand gefährdet!
Der Download ist abgeschlossen und ich öffne die App. Als Erstes sehe ich auch gleich die Einladung, bei der aktuellen Schmetterlingsvolkszählung mitzumachen und wie viele Beobachtungen bereits hochgeladen wurden. Beeindruckend.
Da ich gerade keinen Schmetterling vor der Linse habe, wende ich mich den weiteren Menüpunkten zu: Unter „Meine Beobachtungen“ kann ich meine Fotos speichern und sie mittels GPS-Funktion (optional) auch gleich verorten. Außerdem gibt es einen Link zu aktuellen Beobachtungen. Anderswo ist das Wetter scheinbar besser. In Gulsen in der Steiermark zum Beispiel, wo vor zwei Tagen ein Schwalbenschwanz gesichtet und abgelichtet wurde.
Schritt 2: Anmelden und Loslegen
Wer seine Beobachtungen hochladen möchte, muss sich aber zuerst registrieren. Das geht ganz einfach mit E-Mail-Adresse und Passwort oder mit dem Facebook-Account. Damit hast du Zugang zu allen in der App erfassten Schmetterlingen, die mit Fotos und allen wichtigen Informationen beschrieben sind – aktuell sind es sogar 189. Und für den Fall, dass du bei deiner Schmetterlingsexpedition keinen Internet-Zugang hast, kannst du die Steckbriefe auch offline laden.
Ein weiteres praktisches Feature: Als registrierter User kannst du bei der Bestimmung deines Falters im Zweifelsfalle auch die Community um Hilfe bitten.
Kurze Einführung in die Lepidopterologie
Ich will es jedenfalls zuerst selbst probieren. Denn, wer ein Lepidopterologe oder eine Lepidopterlogin, also ein Schmetterlingskundler oder eine Schmetterlingskundlerin werden will, muss irgendwann anfangen, selbst zu bestimmen.
Wie das geht, erfahre ich der Rubrik Wissen, wo die Funktion der App genau erklärt ist. So kann man Schmetterlinge in der App mittels Kamerafunktion fotografieren oder auch vorhandene Bilder in die App einspielen. Das heißt, man muss die Schmetterlinge nicht gleich bestimmen, sondern kann das auch später tun.
Aufgrund des anhaltend schlechten Wetters muss ich mir mit einem Internet-Foto behelfen und habe mir dazu einen Bläuling ausgesucht. Den lade ich aus meiner Galerie am Handy hoch. Durch die aktivierte GPS-Ortung weiß die App wo ich gerade bin und den Zeitpunkt. Du kannst Ort und Zeit der Aufnahme aber auch händisch eingeben.
Für die Bestimmung ist das aber nicht notwendig, nur wenn du das Foto speichern möchtest.
10 Merkmale geben Gewissheit
Zur Bestimmung geht es über den Button „Hier tippen, filtern und bestimmen“. Dort stehen 10 Kriterien zur Auswahl, die du anklicken und definieren musst:
- Bundesland
- Höhenlage
- Größe
- Farbe der Flügeloberseite
- Farbe der Flügelunterseite
- Flügelzeichnung
- Flügelrand
- Lebensraum
- Flugzeit
- Familie
Wenn du dir nicht sicher bist, lässt du den entsprechenden Menüpunkt ganz einfach unbeantwortet. Ich war mir beispielsweise bei der Farbe der Flügelunterseite und bei der Flügelzeichnung nicht sicher. Am Ende kommt dann die Aufforderung: Los geht´s! Ich bin gespannt ...
Schmetterlingswahl à la Tinder
41 Treffer erhalte ich aufgrund meiner Angaben zur Auswahl. Dazu ermittelt ein Algorithmus, welche Schmetterlinge anhand der eingegebenen Daten in Frage kommen und listet diese nach ihrer Häufigkeit. Die Trefferliste kann ich nun mittels Wischfunktion sichten. Das heißt, bist du sicher, der ist es nicht, einfach nach links wischen und weg ist er.
Ja genau, das funktioniert ja wie die Dating-Plattform Tinder (also angeblich ...) Passt ja auch. Schließlich hast du deinen Schmetterling so erst kennengelernt und musst dich entscheiden, ob er oder sie der oder die Richtige ist ...
Fliegst du jetzt auf Schmetterlinge?
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich als SchmetterlingskundlerIn zu versuchen, kann das bei einer geführten Exkursion machen. Im Naturkalender findest du dazu Veranstaltungen in ganz Österreich. Wir waren zum Beispiel bei einer Exkursion in die Spitzenbachklamm im Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen – auch bekannt als „Tal der Schmetterlinge“. Den Bericht darüber liest du HIER.