Vom rollbaren Kräuterbeet bis zum „Balkon on demand“
Gerade zu Frühlingsbeginn beginnt auch das triste Stadtbild aufzublühen. Auf vielen Balkonen und Fensterbrettern sprießen Cocktailtomaten, Radieschen, duftender Lavendel und Rosmarin in allerlei Behältnissen: Von ausrangierten Kochtöpfen und Schuhen über praktische Pflanzkästen bis hin zu rollbaren Kräuterbeeten. Besonders beliebt sind zurzeit auch innovative Lösungen für „vertikales Gärtnern“.
Mit cleveren Pflanzsystemen aus Europaletten, Wandelementen im Setzkasten-Stil oder aufgeschnittenen Tetra-Paks auf der umfunktionierten Wäscheleine gewinnt der urbane Gärtner zusätzliche Fläche, da sich neben Boden und Geländer so auch die Hauswand begrünen lässt. Man mag es nicht glauben, aber mittlerweile gibt es auch schon Balkone zum Ausklappen. Der „Bloomframe“ des niederländischen Designers Hurks Geveltechniek wird aus dem Fenster geklappt und mittels aufwändiger Technik zum „Balkon on demand“ inklusive Glasboden.
Diese Balkontrends stehen hoch im Kurs:
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Upcycling für kreative Blumenkisten: alte Schuhe, Töpfe
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Aufgeschnittene Tetra-Paks auf einer Wäscheleine
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Vertikales Gärtnern mit Europaletten
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Wandelemente im Setzkasten-Stil
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Nichts für Menschen mit Höhenenangst: „Balkon on demand“ mit Glasboden
Man erntet, was man sät
Die Auswahl ist groß und die familiären Vorlieben verschieden. Welche Pflanzen sich für den individuellen „Urban Garden“ eignen, richtet sich sowohl nach der verfügbaren Fläche als auch nach seiner Ausrichtung. Tomaten und Lavendel gedeihen zum Beispiel auf sonnigen Südbalkonen während das Fleißige Lieschen und das Tränende Herz einen schattigen Standort bevorzugen.
Kletterpflanzen wie Efeu, Clematis oder Wilder Wein stehen gerade auf Balkonien hoch im Kurs, denn sie bieten viel Grün auf wenig Platz und dazu noch einen lebendigen Sichtschutz. Ebenfalls zu beachten ist das Fassungsvermögen der Pflanzenbehälter. Sogenannte Steingartenpflanzen, wie Hauswurz oder Alpenglöckchen kommen mit wenig Erde und Wasser aus und fühlen sich – wie der Name schon sagt – in steinernen Gefäßen besonders wohl.
Balkonien als „Schmetterlingsoase“
Blumenkisterl oder Kräuterbeet erfreuen aber nicht nur Auge und Gaumen, sondern auch Bienen und Schmetterlinge: Die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) empfiehlt anlässlich des aktuellen Artenschutzprogrammes "Netzwerk Natur" vor allem heimische Kräuter für den Balkon, denn diese sind genügsam und benötigen keinen Kunstdünger.
Insektenfreundliche Samenmischungen für Wildblumen sind im Fachhandel erhältlich oder können bei Spaziergängen auf Herbstwiesen selbst gesammelt werden.
Für Naschkatzen eignen sich Monatserdbeeren, Kirschtomaten, Pflücksalat oder Pfefferoni. Manche exotischen Balkonpflanzen, vor allem jene mit gefüllten Blüten, sind für Insekten hingegen schlechte Nahrungsquellen, da sie kaum Pollen enthalten oder der Nektar für sie nicht zugänglich ist.
Mehr Lebensqualität und ökologische Vielfalt
Auch wer nicht das Privileg hat, einen Balkon oder eine Terrasse sein Eigen zu nennen, hat in vielen Städten die Möglichkeit ungenutzte Flächen sinnvoll zu begrünen. Von Innenhöfen und Fassaden über Minibeete am Straßenrand bis hin zu Gemeinschaftsgärten und Ökoparzellen.
Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) unterstreicht vor allem das Mehr an Lebensqualität und biologischer Vielfalt, das durch Gärtnern im urbanen Raum entsteht. Ein mitten in der Stadt gemeinsam gestalteter Gemüsegarten sei demzufolge neben der Verschönerung des Stadtbildes auch ein Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.
Ein gemeinsam gestalteter Garten mitten in der Stadt bietet eine Auszeit vom hektischen Stadtleben, erlaubt den Genuss von Selbstgepflanztem, sowie die Begegnung bisher vielleicht anonymer Nachbarn.
Nachhaltige Impulse
Urbane Frei- und Grünräume erfüllen insbesondere im Sommer wichtige ökologische Funktionen. Sie wirken Lärm, Hitze und Luftverunreinigung entgegen und sind wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Dazu zählen auch kleinste Flächen, wie Baumscheiben, die zu einem lebenswerten Wohnumfeld beitragen und die Nachbarschaft stärken. "Durchs Garteln kommen d’Leut zam“, ist der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig überzeugt. „Es gibt viele Möglichkeiten, im Stadtteil aktiv zu werden und selbst einen Beitrag für mehr Lebensqualität im Wohnumfeld zu leisten. Der Trend zum urbanen und vor allem gemeinsamen Garteln ist ungebrochen und davon profitieren nicht nur die GärtnerInnen sondern alle, die im Stadtteil leben.“ Die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung (GB*) sind Anlaufstelle im Viertel für alle, die einen Beitrag für ein lebenswertes Wohnumfeld leisten möchten. Sie beraten, informieren und helfen bei der Umsetzung von Initiativen. „Solche Initiativen sind wichtig, denn sie tragen nicht nur zur Steigerung der Wohn- und Lebensqualität in der Stadt, sondern auch zu einem gelungenen Miteinander im Stadtteil bei", so Ludwig.