Allgemein:
Aufbau & Wachstum:
Ein Kuhhorn besteht grob aus drei Strukturen:
- „Hornzapfen“: Er befindet sich ganz innen, besteht aus Knochen und ist ein kegelförmiger Fortsatz des Stirnbeins. Der Hornzapfen ist von Adern, Nerven und Hohlräumen durchzogen, die mit Stirn- und Nasenhöhlen verbunden sind.
- Haut: Sie sitzt über dem Hornzapfen.
- Hornschicht: Die äußerste Schicht des Kuhhornes. Sie entsteht, weil die Haut ständig Hornzellen abgibt, die permanent nach außen und oben weitergeschoben werden. Diese Hornsubstanz ist an der Hornspitze am ältesten und dicksten.
Stiere haben den gleichen Hornaufbau, allerdings ist der Hornzapfen meist kräftiger und die Hornschicht dünner als bei der Kuh. Ein Kuhhorn wächst lebenslang – im Unterschied zum Geweih (z. B. bei Hirschen), das jedes Jahr abgeworfen und etwas größer wieder neu gebildet wird. Kuhhörner wachsen in den ersten beiden Jahren bis zu 10 cm in die Länge (je nach Rasse), danach ca. 3 cm jährlich.
Horndünger:
Zerkleinertes Horn (Hörner & Hufe) von Schlachtvieh wird „Hornspäne“ oder „Hornmehl“ genannt. Wegen seines hohen Stickstoffgehalts kann es als Dünger verwendet werden – zum Beispiel von Biobauern, die keinen mineralischen Stickstoffdünger einsetzen dürfen.
Funktion:
Hörner dienen normalerweise nicht zur Selbstverteidigung. Dazu benutzt die Kuh eher Hufe oder die gesamte Körpermasse. Sehr wichtig sind Hörner aber fürs Sozialverhalten in einer Rinderherde. Häufig genügt schon ein Drohen mit den Hörnern, um Artgenossen an die Rangordnung zu erinnern. Das vermeidet Kämpfe oft schon von Vornherein. Kommt es doch zum Kräftemessen, stemmen Kühe die Köpfe gegeneinander und versuchen, die Kontrahentin wegzuschieben. Die Hörner dienen dabei nur zum Verhaken, damit die Köpfe nicht voneinander abrutschen. Somit gibt es beim Kämpfen normalerweise keine groben Verletzungen.
Kuhhörner helfen vermutlich auch, überschüssige Wärme abzuleiten. Außerdem sind sie wichtig zur Körperpflege, z. B. um sich zu kratzen.
Zahlen & Fakten:
2016 wurden in Österreich 1,9 Mio. Rinder gehalten. Einer aktuellen Studie zufolge („Analyse der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Österreich“, 2018) dürften jedoch etwa 90 % der Kühe in Milchviehbetrieben keine Hörner mehr haben.
Enthornung:
Denn mit der Intensivtierhaltung wurde es üblich, schon den Kälbern die Hörner zu entfernen. Diese Vorgangsweise wird kontrovers diskutiert.
Pro-Argumente (u. a.):
- Geringeres Verletzungsrisiko, v. a. in Laufställen, in denen sich die Tiere frei bewegen können
- Kleinere, billigere Ställe sind möglich, da hornlose Rinder weniger Mindestabstand brauchen
Kritikpunkte (u. a.):
- Schmerzhafter Eingriff
- Vermutlich mehr Auseinandersetzungen unter den Kühen, da Drohgebärden ohne Hörner nicht so wirksam sind. Dadurch wird der Rang in der Herde öfter in Frage gestellt. Stumpfe Flankenverletzungen könnten zunehmen, da nicht mehr so gut „Kopf an Kopf“ gekämpft werden kann.
- Möglicherweise Einschränkung beim Regulieren des Wärmehaushaltes
Auch Bio-Betriebe dürfen enthornen, Demeter-Betriebe verzichten jedoch darauf.