Versiegelung der Flächen, Intensivierung der Landwirtschaft, Begradigung der Flüsse, Luftschadstoffe und giftige Pestizide sowie die Klimakrise verursachen ein gravierendes Artensterben.
Doch es gibt auch eine wachsende Gegenbewegung, die sich für Mutter Natur tatkräftig einsetzt:
1Bausünden in und an Flüssen: Wiedergutmachung stellt Ökosysteme wieder her
Begradigungen, Bebauungen, künstliche Aufstaubecken: Die gesunde Natur des Inn geriet in Bedrängnis. Die Fisch- und Vogelvielfalt reduzierte sich drastisch. Es wurde leise über und in der blauen Ader Tirols.
Ein Naturschutzprojekt, das Blühendes Österreich mit 100.000 Euro unterstützt hat, soll den Fluss wiederbeleben: Zwei Seitenbäche wurden wieder angebunden, Wehre – als Barrieren für Wanderfische wie die Äsche – wurden entfernt. Becken wurden mittels Baggern gegraben, damit die Fische und Insekten wieder Platz für Laich und Eiablage vorfinden.
Aufgrund der Renaturierung der Traisen, die durch das Donaukraftwerk Altenwörth in ein Korsett aus Beton gezwängt wurde, kann der Fluss mit seiner Auenlandschaft wieder aufatmen: 150 Hektar Auenlandschaft, 60 Fischarten und ein quirliges Leben sind um die und in der Traisen heute anzutreffen.
2Neues Leben für Moore
Damit die akut vom Aussterben bedrohte Bekassine keine Moorleiche wird, soll das Ibmer Moor im südlichen Innviertel im Zuge eines Naturschutzprojekts von 2020 bis 2022 gefördert werden. Schließlich ist dies der Brutplatz der meckernden Schnepfe.
Im größten Moorkomplex Österreichs wird Gehölz entfernt und Platz für Raritäten wie Bekassine, Schwarzkehlchen, Sumpfschrecke, Goldener Scheckenfalter oder Sumpf-Platterbse und Braune Schnabelbinse geschaffen.
Diese Feuchtgebiete sind unterschätzte Klimaschutz-Weltmeister. Auf nur drei Prozent der weltweiten Landesfläche speichern sie 30 Prozent Kohlenstoff!
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Du möchtest dich für Mutter Natur engagieren? Folgende Möglichkeiten gibt es in deiner Nähe: Zu den Freiwilligeneinsätzen
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3In den Wäldern sprießt dank Umforstung mehr Vielfalt
Den Fichten wird es zu warm, das große Fichtensterben dünnt unsere Wälder aus. Höchste Zeit, Schadbäume sanft mit einer Pferdestärke zu „entrücken“ und mit heimischen Bäumen nachzupflanzen.
So werden vom Zillertal bis in den Wienerwald gezielt regionstypische Arten neu verwurzelt: von Sommer- und Winterlinde, Bergahorn, Bergulme, Vogelkirsche im Westen bis zu Eiche, Elsbeere, Eibe, Wildbirne, Wildapfel oder Speierling im Osten.
Auch die österreichweiten Bergwaldprojekte verjüngen Sommer für Sommer unsere alpinen Wälder. Lebensräume wie Bergmischwälder, Almweiden, Bergwiesen oder Bergmähder werden im Rahmen von Naturschutzprojekten gehegt und gepflegt.
4Beruhigte Seeufer, entspannte Brut
Speziell in Klagenfurt um die Bucht des beliebten Wörthersees gerät die Flora und Fauna unter Druck. Schließlich paddeln, schwimmen und spazieren die Erholungssuchenden in die entlegensten Winkel des Seeufers, und das spiegelt sich im Brutverhalten der Vögel, Amphibien, Fische und Schalentiere wider.
Die Bevölkerung und die BesucherInnen sollen durch Bewusstseinsbildung über die sensiblen Ökosysteme informiert werden. Raritäten wie Balkan-Moorfrosch, Große Teichmuschel, Bitterling, Haubentaucher oder Feuerfalter werden Interessierten vorgestellt.
Der Schutz und ein Betretungsverbot des Schilfgürtels, die Pflege von Pfeifengras- und Moorwiesen werden umgesetzt.
Um den Neusiedler See werden unscheinbare, artenreiche Biotope wie die Schilfgürtel oder die auf den ersten Blick lebensfeindlichen Salzlacken geschützt. Lokale Bauern und Bäuerinnen schützen die artenreiche Kulturlandschaft auf ihren Äckern ebenso wie rundum.
5Grüne Wiesen blühen wieder bunt
So eine Blumenwiese ist nicht selbstverständlich. Nur dank der Fürsorge durch den Menschen blühen die zartrosa bis himmelblauen Kräuter und Blühpflanzen auf. Ohne Pflege würden Büsche auf den Wiesen wachsen, und nach den Büschen würde die Fläche verwalden. Ewig schade um eine Blumenwiese, die mit ihrer reichen biologischen Vielfalt den Wald bei Weitem in den Schatten stellt.
So werden Feuchtwiesen renaturiert, prächtige Iriswiesen oder Narzissenwiesen in der Steiermark instandgehalten, artenreiche Trockenrasen mit ihren Exoten wie Gottesanbeterin, hunderten Schmetterlingsarten und der Roten Röhrenspinne gehegt und gepflegt. Mit Krampen, Schafen oder Ziegen, die als wollige Rasenmäher mit ihrem Verbiss den Pflanzen Raum und Licht zum Gedeihen schenken.
Hoch oben am Berg blüht wieder der Enzian. Dank Wanderschäfer Thomas Schranz in Tirol oder des Vereins Bergwiesen und des Bergwaldprojekts des Alpenvereins werden per Herde oder Hand von Freiwilligen die steilen Flächen gemäht.
6Naturschutz macht Schule
Auch Schulen und Kindergärten krempeln die Ärmel hoch und engagieren sich für Biene Maja, Flip und Beatrix Schmetterling.
Gegen das katastrophale Insektensterben sollen Nisthilfen in Form von Insektenhotels im Schulhof, revitalisierte Streuobstgärten oder eine Begrünung der Freiflächen mit heimischen Hecken Lebensräume für Insekten schaffen.
Ein Klassenzimmer an der frischen Luft, umgeben von Bienen und Schmetterlingen? Am Stiftsgymnasium Seitenstetten wurden SchülerInnen zu GärtnerInnen und mit den Kreisläufen der Natur vertraut. Eine Vision wurde Wirklichkeit und freut sich über NachahmerInnen.
Mehr Naturbildungsprojekte findest du hier.
7Blühende und summende Vielfalt auf den Acker und in den Obstgarten pflanzen
Giftspritzerei und Monokultur machen sich vom Acker. Wilde Zonen mit heimischen Hecken und eine reiche Vielfalt gedeihen zwischen dem Spalier der Weinreben oder dem reifenden Sonnengemüse im Burgenland.
Obst und Gemüse bedingen sich auf Permakulturfeldern gegenseitig, gefiederte Bodenbrüter wie Rebhühner bekommen Schutz und einen gesunden Lebensraum. So flattern auch andere Vögel und Schmetterlinge aufs Feld, die Smaragdeidechse sonnt sich in den angelegten Trockensteinmauern.
Dazu hat auch der originelle Wiedehopf in den renaturierten Obstgärten wieder Grund zum „hoopen“, mit ihm ziehen selten Arten wie die Kleine Hufeisennase (Fledermausart), der Steinkauz und die Smaragdeidechse in das Schlaraffenland Streuobstwiese ein.
Äcker machen 16 Prozent der Landesfläche Österreichs aus, genug Platz, um sie mit der Initiative und dem Engagement von NaturschützerInnen mit Leben zu füllen.