Zu Wiederherstellung von Ökosystemen in Österreich
Der strategische Rahmen für Österreichs Priorisierung zur Wiederherstellung von Ökosystemen auf nationalem und subnationalem Niveau wurde vom Umweltbundesamt, der Universität Wien (Department für Botanik und Biodiversitätsforschung) sowie vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) erstellt und hier publiziert. Dabei wurden konkrete Landschaftsräume für die Durchführung von Restaurationsmaßnahmen identifiziert mit dem Hinweis, dass ökologisch restaurierte Landschaften auch einen höheren Beitrag zur Klimawandelresilienz leisten.
Das Expert:innenteam hat konkrete Landschaftsräume in Österreich definiert, in denen Restaurationsmaßnahmen zur Wiederherstellung von Ökosystemen bzw. Landschaften umgesetzt werden sollen. Das Umweltbundesamt gestaltete dafür das methodische Konzept. Als Grundlage dient eine Karte der Verbreitung der nationalen Biotoptypen. Für die Planung der Restaurationsmaßnahmen ist es wichtig, den Zustand der Ökosysteme zu kennen. Dieser wurde bewertet und in vier Zustandsstufen der Degradation unterschieden.
Im Hinblick auf das 15 %-Ziel haben die Expert:innen die Kosten separat für die
- Ökosysteme Wald
- Oberflächengewässer
- Offenland-Ökosysteme
berechnet: Bei einem Umsetzungszeitraum von ca. 30 Jahren betragen sie rund 10,7 Milliarden Euro, ausgenommen urbane und siedlungsgeprägte Ökosysteme.
Wald
Österreich hat einen Waldanteil von 48 Prozent, den Zustand erfasst die österreichische Waldinventur des BFW. Der ökologische Zustand der Wälder wird durch den Biodiversitätsindex Wald abgebildet, in dem die Baumartenzusammensetzung, das Vorkommen von Totholz, Neophyten und Altbäumen einfließen. Ein Mehr an Baumarten, Totholz und Altbäumen bietet für unterschiedliche Tiere und Pflanzen Lebensräume, Neophyten können jedoch einheimische Arten verdrängen. Wälder mit einer höheren Biodiversität sind klimafitter, stabiler und leisten einen größeren Beitrag zum Klima- und Naturschutz.
Offenland-Lebensräume
Für die Zustandsbewertung der Offenland-Lebensräume wurde die Karte der Biotoptypen mit der Karte der Kulturlandschaftstypen Österreichs räumlich verschnitten. Der Zustand der einzelnen Kulturlandschaften wurde dabei anhand der Bewertung der Biotopausstattung, aber auch der Erhaltung von Landschaftselementen wie beispielsweise Hecken, Böschungen, Raine, Feldgehölze und Einzelbäumen, ermittelt. Die Priorisierung von konkreten Räumen für die Umsetzung von Restaurationsvorhaben, basierend auf der Zustandsbewertung der grünland-, ackerbau- und weinbaugeprägten Kulturlandschaften, erfolgte durch Zuteilung zu drei vorrangigen Schwerpunkten, für die Wiederherstellung von Ökosystemen: Schutzgebiete, Lebensraumkorridore sowie Landschaften außerhalb von Schutzgebieten und Lebensraumkorridoren.
Für die siedlungsgeprägten Kulturlandschaftstypen erfolgte die Priorisierung konkreter Räume mittels Reihung nach der Bevölkerungsdichte, um renaturierte Räume einer möglichst breiten Bevölkerung zugänglich zu machen.
Österreichs Kulturlandschaften bilden nicht nur das vielfältige natürliche und kulturelle Erbe unseres Landes ab - ökologisch intakte Kulturlandschaften versorgen uns mit lebenswichtigen Ökosystemleistungen, besitzen einen hohen landschaftsästhetischen Wert und sichern die Vielfalt an Arten und Lebensräumen als Bestandteil der Biodiversität.
Auen und Moore
Als räumliche Grundlagen für die Beurteilung des Zustands und die Ableitung des Restaurationspotentials dienten einerseits das Aueninventar Österreich und andererseits der Österreichische Moorschutzkatalog.
Aus dem 822 Objekte umfassenden Aueninventar wurden unter Berücksichtigung der naturschutzfachlichen Bedeutung sowie von Synergien mit dem nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan 114 Objekte mit einer Flächensumme von knapp 41.000 ha identifiziert, denen eine hohe bis sehr hohe Priorität hinsichtlich der Umsetzung von Restaurationsvorhaben beigemessen wird.
Der Moorschutzkatalog umfasst 2997 Moorobjekte. Daraus wurden anhand des Kriteriums naturschutzfachliche Bedeutung 343 international bedeutende Moorobjekte mit einer Flächensumme von knapp 12.500 ha bestimmt, denen die höchste Restaurations-Prioritätsstufe zugewiesen wird. Nachdem gemäß EU-Biodiversitätsstrategie insbesondere jene Ökosysteme, die einen großen Beitrag zur CO2-Speicherung und zur Vermeidung von Naturkatastrophen leisten können, wiederhergestellt werden sollen, werden Moore und Auen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Ökosystem-Restauration spielen.