Wer flattert, gaukelt und tanzt durch die Lüfte? Österreichs treue Schmetterlingsgemeinde hat die flatterhaften Schönheiten mittels Schmetterlingsapp fleißig dokumentiert: 18.715 BeobachterInnen meldeten letztes Jahr insgesamt 147.120 Schmetterlingsarten (fast 40 Prozent mehr als im Jahr 2019).
Die wertvollen Daten, die seit 2016 gesammelt werden, geben den WissenschaftlerInnen Kenntnis über den Status quo unserer bedrohten Falter – eine gute Grundlage für das Monitoring in Österreich im Sinne der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU.
Während 2019 der Distelfalter, der Hauhechel-Bläuling und der Kaisermantel die Top drei bildeten, hat sich im letzten Jahr die Reihenfolge geändert.
Folgende Falterarten schafften es 2020 in die Top Ten der häufigsten Schmetterlinge Österreichs:
1Das Ochsenauge
Während der Saison für beflügelte Falter zwischen Mai bis Oktober hieß es 2020 für NaturbeobachterInnen: Täglich grüßt das Große Ochsenauge. Mit 6.518 Meldungen flatterte der Falter auf den ersten Platz der häufigsten Schmetterlinge.
Dieser anpassungsfähige Edelfalter nascht in den unterschiedlichsten Lebensräumen von Vorarlberg bis nach Wien. Als Raupe ist er auch nicht sonderlich wählerisch, diese labt sich an verschiedenen Süßgräserarten.
2Der Kaisermantel
Auf den zweiten Platz segelt mit 6.187 Sichtungen der feurig bis grünbraune Edelfalter. Zwischen Juni und September ist der größte mitteleuropäische Perlmutterfalter in ganz Österreich zu beobachten.
Aufgrund des schmalen, geschwungenen, silbrig schimmernden Bands vom Vorderrand bis zum Innenrand der Flügelunterseiten der Hinterflügel wird er auch Silberstreif genannt.
Die Raupen bevorzugen Veilchen aller Art, jedoch auch Brombeeren und Himbeeren. Die Eier werden in die Nähe von Veilchen gelegt, sodass es die frisch geschlüpfte Raupe nicht weit hat zum Buffet.
------------------------
Hilf den bedrohten Faltern: Schmetterlingsaktionen 2021
Zählung der Aurorafalter (1. März bis 31. Juli 2021) sowie Schmetterlingszählung in Österreichs Gärten (2. Juli bis 25. Juli 2021).
Die ausführliche Auswertung der kostenlosen Schmetterlings-App 2020 inklusive Bundesländerauswertung steht auf www.schmetterlingsapp.at zum Download zur Verfügung.
3Der Admiral
Der schwarz-rot-weiße kosmopolitische Edelfalter kennt keine Höhenangst: Er flattert rastlos von der Ebene des Wiener Beckens bis ins Hochgebirge des Arlbergs durch ganz Österreich. Darüber hinaus ist er auf jedem Kontinent zu Hause.
Der Wanderfalter flattert das ganze Jahr über (bis zu vier Generationen) und schaffte es mit 5.667 Meldungen auf den dritten Platz.
Durch den Klimawandel und die damit milderen Temperaturen überleben immer mehr Falter den Winter in Österreich, was ihre Wanderlust trübt. Sie sind scheinbar Profiteure der Erderwärmung.
Die Nahrung der Admiral-Raupen sind ausschließlich Brennnesseln. Die Raupen sind mit etwas Geduld zu finden. Erkennen kannst du sie an den zusammengesponnenen „Blatttüten“.
4Das Tagpfauenauge
Der wohl populärste Schmetterling bevorzugt offene und halb offene Lebensräume wie Siedlungen oder Parks im ganzen Land. Dichten Wäldern bleibt der Edelfalter mit dem hypnotisierenden Augenfleck fern. Mit 5.100 Sichtungen ist er der am vierthäufigsten genannte Schmetterling der Schmetterlingsapp 2020.
Der Schmetterling überwintert als Falter, und er findet in Kellern, Höhlen oder Schuppen Unterschlupf. Falls du einen findest, bring ihn nicht ins Warme, das würde ihn töten.
Wie beim Admiral ernähren sich die Raupen hauptsächlich von der Brennnessel, seltener vom Echten Hopfen. Lass die Pflanzen oder Sträucher mit Brennnesseln in deinem Garten wuchern, um den Schmetterlingen eine großzügige Raupenstube zu bieten.
5Der Hauhechel-Bläuling
Zwischen Mai und November fliegt der häufigste Bläuling durch alle Bundesländer. Es ist gar nicht so einfach, diesen Bläuling von einer Reihe anderer Bläulingsarten zu unterscheiden. Bei den 4.462 Sichtungen konnte man diesen jedoch identifizieren.
Er hat auf den Unterseiten der Vorderflügel einen schwarzen Fleck, der nur selten fehlt. Falls der Flügelteil auf dem Foto in der Schmetterlingsapp fehlt, ist eine eindeutige Bestimmung nicht möglich. Männchen und Weibchen sehen sehr unterschiedlich aus. Das Weibchen trägt neben der braunen Färbung orangefarbene Flecken an den Flügelaußenrändern der Hinterflügel. Sehr selten kommen sogenannte Gynander vor, Falter mit weiblichen und
männlichen Zellen. Der Halbseiten-Gynander vereint den männlichen Look mit dem weiblichen und zeigt das ganze Farbspektrum des Hauhechel-Bläulings in einem Individuum.
Er flattert durch die unterschiedlichsten Lebensräume von Freiflächen bis zu dicht verbauten Gebieten. Dichten Wäldern und intensiv genutzten Äckern bleibt er jedoch fern.
Die Raupen kriechen auf alle Arten von Klee, Luzerne, den Dornigen Hauhechel und vieles mehr.
6Das Kleine Wiesenvögelchen
Von April bis Oktober gaukelt der Augenfalter durch alle Bundesländer Österreichs – vom Tiefland bis hoch hinauf ins Gebirge. Diese anspruchslose Wiesenvögelchen-Art fehlt nur im Hochgebirge – sonst kann es dir überall über den Weg flattern. 2020 ließ es sich 3.692-mal fotografieren.
Die großen Männchen zeigen besonders bei niedrigen Temperaturen Territorialverhalten, um die Weibchen zu locken. Kleine Männchen halten sich außerhalb dieser Gebiete und fern potenzieller Paarungspartnerinnen auf.
„Der Erfolg der App hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Der Austausch innerhalb
der Community ist unglaublich. Es wird gelikt, kommentiert und gegenseitig unterstützt, was das Zeug hält. Mehr als eine Million Foto-Likes und über 140.000 gegenseitige Fotokommentare im Jahr 2020 zeigen, dass die Menschen der Natur Aufmerksamkeit schenken, dass sie die Tiere beobachten und wichtigen Lebensraum im eigenen Garten schaffen“,
zieht Ronald Würflinger, Geschäftsführer von Blühendes Österreich, erfreut Bilanz.
7Der Zitronenfalter
Der Weißling mit der charakteristischen Flügelform fühlt sich in ganz Österreich unterhalb der Baumgrenze wohl. Als Falter ist der Flaneur ein verlässlicher Gast im Garten – im Raupenstadium benötigt er jedoch bewaldete Gebiete, wo die bevorzugten Nahrungspflanzen wachsen: Faulbaum und Gewöhnlicher Kreuzdorn.
Mit einer Lebenserwartung von einem Jahr ist er unser langlebigster Tagfalter. Mit seinem Glycerin, Sorbit und seinen Eiweißen kann der Wim Hof der Schmetterlinge den Gefrierpunkt des Bluts derartig senken, dass er bei bis zu minus 20 Grad schadlos unter der Schneedecke überstehen kann. Er ist dann auch der erste Frühlingsbote, der diese Jahreszeit einläutet.
Im letzten Jahr wurde der Gelbling 3.283-mal gesichtet.
8Der Kleine Fuchs
Mit Ausnahme von dichten Wäldern kann der kleine Edelfalter das ganze Jahr über in allen Bundesländern beobachtet werden – 2020 wurden 3.256 Fotos hochgeladen.
Als Raupe ist der Kleine Fuchs konsequent auf der Großen Brennnessel anzutreffen. Die geselligen Raupen leben zu Beginn in Gespinsten.
Mit etwas Glück kann man die Falter bei der Gipfelbalz beobachten, bei der sie auf der Suche nach Paarungspartnern von Erhebungen wie Hügeln oder Ruinen immer wieder hinauf und hinab segeln.
9Das Schachbrett
Mit 2.876 Meldungen flattert der Augenfalter in einer Generation von Mai bis September. Er zieht seine Kreise über Trockenrasen und Magerwiesen, Dämme und Böschungen.
Umflogen werden intensiv bewirtschaftete Flächen, bei Bewirtschaftungsintensivierung wie übermäßiger Düngung im Grünland oder zu häufiger Mahd macht er sich vom Acker.
Die nachtaktiven Raupen ernähren sich von verschiedenen Gräsern wie Fieder-Zwenke, Wiesen-Rispengras, Flaumigem Wiesenhafer u. a.
10Das Landkärtchen
2.443-mal flatterte der Edelfalter den SchmetterlingsbeobachterInnen vor die Linse – in allen Bundesländern mit Ausnahme von Vorarlberg, dort wurde er noch nicht gesichtet. Er segelt in bis zu drei Generationen von März bis September.
Man unterscheidet zwischen einer Frühlingsform und der Sommerform, denn durch die unterschiedlichen Temperaturen und Tageslängen zwischen den Generationen ist die Flügeloberseite bei der Frühlingsform orangebraun und bei der Sommerform schwarz-weiß. Lange Zeit hielt man ihn daher für zwei unterschiedliche Arten.
Das Landkärtchen bevorzugt bewaldete Lebensräume, immer um Brennnesselstauden (die Raupenleibspeise), Bachtäler, Gräben, Waldränder, Waldwege oder Obstgärten mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und ausreichend Schatten.
------------------------
Jetzt weiterlesen:
Die zwei „Gesichter“ des zarten Landkärtchens
Schmetterlings-App flattert im fünften Jahr ihres Bestehens in neue Höhen