Einst der gefiederte Komplize für Bauern und Bäuerinnen gegen Mäuseplagen, ist es heute ruhig geworden um die majestätische Schleiereule. Sie scheint still und leise in Vergessenheit zu geraten.

Ursprünglich rasteten und brüteten die 24 cm großen Eulen auf Felsen und im Schutz von Höhlen. Als Kulturfolger suchten Tyto alba in den letzten Jahrhunderten die Nähe zu den Menschen in den Niederungen.

Kirchtürme und Wirtschaftsgebäude von Bauernhöfen boten ausreichend Schutz und Nahrung für die flauschige Brut. Schließlich bauen Eulen keine Nester.

Sogenannte Eulenlöcher waren als Kinderstube verlässlich Tag und Nacht geöffnet. Ob als Herz, in runder oder eckiger Form: Diese kannst du vereinzelt noch bei authentischen und urigen Bauernhöfen unter dem Dachgiebel entdecken. 

Das harmonische Miteinander zwischen Eulen und Mensch zeigt sich besonders lebhaft in einem Bericht, in dem Bauernkinder tagsüber die Jungvögel mit dem Puppenwagen spazieren fuhren (keine Sorge: Alle Jungtiere wurden der Erzählung nach flügge.)

Zusätzlich deckten die Felder und Streuobstwiesen das Buffet für Schleiereulen reichlich mit Spitzmäusen und Fledermäusen. Die vollen Getreidespeicher mit den ungeladenen Mäusen versorgten die Eulen – zur Freude der Bauern – über den Winter.

Futter- und Platzmangel: Den Eulen entgleitet ihr Lebensraum

Durch die Renovierungsarbeiten der Kirchtürme, Ställe und Scheunen finden die mystischen Jäger der Nacht keine geeigneten Brutplätze mehr. Die Vergitterung der Einfluglöcher gegen Tauben verwehrt ihnen die sichere Brutstätte. Die Jungen sind so leichte Beute für Marder und Katzen.

Aktuell gibt es schätzungsweise nur noch 30 bis 60 Brutpaare in Österreich. Die Schleiereule gilt hierzulande als vom Aussterben bedroht.

Schneereiche Winter gefährdeten die Bestände der Schleiereulen seit jeher. Bauernhöfe mit offenen Getreidespeichern sind deshalb eine überlebenswichtige Nahrungsquelle für die unermüdlichen Mäusejäger.

Es gibt etwa 30 Unterarten in der Familie der Schleiereulen (Tytonidae), die sich in Verhalten und Aussehen unterscheiden.

 

Patscherte Schnarcheulen mit großem Appetit

Die Eulen beginnen im Februar, sich um eine Kinderstube umzusehen und anschließend ihre 4 bis 7 Eier zu brüten. Nach etwa 30 Tagen schlüpfen die ersten Jungtiere in dem Zeitabstand zueinander, wie die Eier gelegt wurden. So kann der Altersunterschied zwischen den jungen Eulen bis zu 2 Wochen betragen.

Das Bettelschnarchen der Jungen gab ihnen den Namen „Schnarcheule”. Neben dem charakteristischen Schnarchen und Fauchen haben Schleiereulen 17 unterschiedliche Laute zur Verfügung.

Brut und Aufzucht obliegen den Weibchen. Die Männchen schaffen reichlich Beute herbei: Eine 6-köpfige Familie verschlingt schon mal 40 Nager pro Nacht! Bei mageren Mäusejahren verzichten Schleiereulen hingegen gänzlich auf Nachwuchs.

Nach etwa zwei Monaten verlassen die Jungvögel die Kinderstube hüpfend, da sie noch nicht fliegen können. Sie werden weitere Wochen versorgt, bis sie selbstständig jagen können. Keinesfalls sollen sogenannte „Ästlinge” gerettet und mit nach Hause genommen werden. Die Sterberate des gefiederten Phantoms ist extrem hoch, nur wenige erreichen das Brutalter. Mit viel Glück kann eine Schleiereule jedoch stolze 20 Jahre alt werden.

 

Perfekte Jäger der Nacht

Die Flugakrobaten vollbringen tollkühne und geräuschlose Manöver auf engstem Raum. Die Flügel durchschneiden die Luft nicht, sondern verwirbeln diese durch ihre winzig kleinen Federzähnchen. Mithilfe ihres perfekten Gehörs ortet sie ihre Beute problemlos im Dunkeln. Der namensgebende Schleier im Gesicht fungiert dazu als Radarschirm, dem keine Maus entwischt.

 

Auf den Spuren der Schleiereule

Im Winter kannst du in der Abenddämmerung Schleiereulen oder ihre Spuren wie Federn und Gewölle (bis zu 6 cm lange unverdaute Reste ihre Beute im schwarzen Überzug, die sie hochwürgen) entdecken. Achte bei deinem nächsten Urlaub am Bauernhof darauf, ob du Eulenschlupflöcher in der Scheune oder in der Stallfassade ausfindig machen kannst. Achtsame Bauern und Bäuerinnen helfen darüber hinaus mit speziellen Schleiereulen-Nistkästen im Oberen Innviertel, im östlichen Flachland von Niederösterreich und im Burgenland nach.

schleiereule

Wie auch du der Schleiereule helfen kannst:

  • Besorge dir einen extra Schleiereulen Nistkasten.

  • Schaffe Eulenlöcher als wichtige Brutstätten in deinem Dorf (Kirchturm zum Beispiel) oder Hof (Scheunen und Stadel) und platziere darin den Nistkasten.

  • Da Schleiereulen auf Streuobstwiesen abfliegen, hege und pflege Obstbäume.

  • Verzichte auf Mäusegift, die Schleiereulen sterben daran.

  • Pflanze vielfältige Säume um Wege und Felder.

  • Belasse das Stoppelfeld auf dem Acker über den Winter, helfe mit Kleegrasanbau nach, damit sich die Mäusepopulationen – als wichtigste Nahrung der Schleiereule – wieder erholen können.

 

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Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Urlaub am Bauernhof – dem neuen Partner von Blühendes Österreich.

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Mehr lesen:

Steckbrief: die Schleiereule

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